DER ANFANG, WIE ES DAZU KAM…

DER ANFANG, WIE ES DAZU KAM…

Gerade hatte ich mich an das Chaos der Pubertät gewöhnt, da waren meine Teenies auch schon wieder dabei, sich zu sozial erträglicheren Wesen zu entwickeln. Bald werden sie das “Nest” verlassen, sagen “Ciao” und fangen ein Leben an, an dessen Alltag ich nicht mehr teilhaben werde. Sie werden Bekannte treffen, die ich nicht mehr kenne und alleine an Orte reisen, an denen ich vielleicht selber noch nie gewesen bin. Beim Gedanken an den Auszug meiner Kinder, fühlte ich eine würgende Verlustangst, wie der Abschied meines bisherigen Lebens. Natürlich, sie sollen ihre Flügel ausbreiten und die Welt erobern. Von Herzen mag ich Ihnen das Erwachsensein gönnen, (naja falls man dies heutzutage noch als Privileg definieren kann) und loslassen heisst in diesem Falle auch für mich, beide Hände wieder frei zu haben. Wenn es nur so einfach wäre… Eine bittersüsse Ironie. Wir sind enttäuscht, wenn sich unsere Kinder verhalten, wie wir uns früher unseren Eltern gegenüber. Wenn sie nur bedingt Lust haben auf gemeinsame Unternehmungen, auf längere (schon gar nicht tiefgründigere) Gespräche, und was soll eigentlich der tägliche Telefonkontakt, welcher der Sorge viel mehr Nachdruck verleiht als, dass er der Kontrolle dienen würde. Dies aber werden sie wohl erst später erkennen.

Was ist zu locker, was zu fest wenn es um die eigenen Kinder geht? Galt es mit seinem eigenen Fleisch und Blut so umzugehen, wie mit einer bindungsängstlichen Person? Vieles was uns früher verbunden hat, was wir geteilt und geliebt haben, hatte einfach urplötzlich seine Bedeutung verloren. Diese neue Distanz anzunehmen und sie als ganz normaler Ablösungsprozess anzunehmen, fiel mir unerwartet schwer. Als sie klein waren, sind sie zeitweise fast Eins mit mir gewesen. Ich konnte in ihren Gesichtern lesen, habe sie nahezu 24 Stunden täglich gespürt und begleitet. Wir haben Alles zusammen gemacht, ich war der absolute Mittelpunkt ihres Lebens, und sie des Meinen. Auf jede neue Phase habe ich mich gefreut. Die ersten Zähne, das erste Gehen oder als sie das erste Mal nach ihrer Mami gerufen haben… Gerade da hätte ich die Zeit gerne aufgehalten. Ja, ich hatte mir in manchen Situationen mehr Freiraum gewünscht, doch wer war ich, als keine täglichen Versorgungen, sondern nur noch wöchentliche e-Mails gefragt waren?! Wenn alte Rituale, Gewohnheiten, ein Stück vergangenes Leben, das teilweise zwar anstrengend aber auch unendlich erfüllend war, einfach so verschwand?! Für mich war es schwierig, anscheinend kaum mehr gebraucht zu werden und die Verantwortung stückchenweise fallenzulassen, wie ein übriges Gepäckstück. Als Mutter scheint man irgendwie emotional von seinen Kindern abhängig zu sein, während wir für sie eher eine Selbstverständlichkeit sind, über die nicht wirklich viel nachgedacht wird und mit ihren ewigen Sorgen fast schon ein bisschen lästig wirken. Ich habe das Muttersein als eine überaus uneigennützige Sache erlebt, ein fast schon spiritueller Weg, der einem viel an Selbstlosigkeit abverlangt aber ein gutes Verhältnis zu unseren Kindern und vielleicht auch eines Tages Enkeln, die wir Aufwachsen sehen und ihr gedeihen mitgestalten, ist reine Lebensqualität. Unsere neuen Themen werden später dann Gesundheit, Familie und Freunde heissen, anstatt Erziehung, Selbstfindung und Beziehungsstress. Darauf habe ich mich neu einzustellen versucht, ich habe mein Leben neu geordnet, neu überdacht und dazu passende Entscheidungen getroffen, mit einer ganz neuen Ausbildungsrichtung.  Ich mache hiermit, was ich künftig tun will. HELFEN und dies über die Grenzen des Landes hinaus. Aus meinen vielen Reisen der letzten Jahre, haben sich entsprechende Netzwerke gebildet, welche mir das ermöglichen. Ich kann die Welt nicht retten aber ich kann einen Teil zur Verbesserung beitragen. Nicht nur für unsere Kinder öffnet sich der Horizont  grenzenlos, man hat immer wieder Möglichkeiten mit etwas Neuem anzufangen, solange wir leben! Eine gewisse Entfremdung an verschiedenen Scheidewegen, scheint in der natürlichen Evolution des Menschen zu liegen. ​Kinder verlassen uns nicht, sie ziehen zwar aus sie aber bleiben dennoch lebenslang unsere beständigsten und einflussreichsten Begleiter. Sie haben uns nie gehört, sie wurden uns “nur” geliehen.